Donnerstag, 1. März 2012

Australien: Sydney





Ihr Lieben, ich habe es doch noch geschafft - hier das Update zu Sydney. Einfach ab Samstag, 25. Februar weiterlesen. :-)


Montag, 20. Februar:
Morgens habe ich die Waesche durch die Maschine und den Trockner gejagt und in der Wartezeit all meine Dokumente (Quittungen, Flugbestaetigungen, Hotelrechnungen) sortiert. Es tut immer gut, wenn man vieles wegwerfen kann.
Ich bin dann online gegangen, haben meine Bustickets ausgedruckt und um 11:30 Uhr den Bus nach Byron Bay genommen.
Das ist ein netter Strandort, in dem ich den Nachmittag verbracht habe. Abends um 21:00 Uhr ging mein Nachtbus nach Sydney (ich habe mir vorgenommen, mindestens 1x Nachtbus zu fahren - Spass muss sein).
Byron Bay ist wirklich huebsch, und Anne Osborne hatte mir erzaehlt, dass man hier sehr gut ein paar Tage ausspannen kann. Der Ort ist ein typischer australischer Kuestenort mit vielen netten Geschaeften und tollen Straenden.
Ich habe lange am Strand gesessen und mir die Wellen und die Leute angeguckt, bin durch die Gassen spaziert und habe einfach den Ort auf mich wirken lassen.
Abends habe ich noch einen Englaender wiedergetroffen, den ich schon vom Bus aus Brisbane kannte. Wir haben noch ein Wasser in einer der vielen Bars getrunken und dabei viel gequatscht. Der namenlose Englaender ist Mitte 30, Vegetarier, mit einer Yogalehrerein verheiratet, ist in der Werbebranche beschaeftigt und kennt Deutschland und die europaeische Politik ganz gut. Vor daher war es ein wirklich gutes Gespraech.
Ich schwang mich gegen 20:30 Uhr in den Nachtbus, in dem ich die naechsten Stunden verbringen sollte. Am Anfang sass ich noch mit einer netten Bambergerin zusammen, die aber ein paar Stunden spaeter ihre Chance auf eine eigene Sitzreihe nutzte. Als ich aufwachte, erschreckte ich mich richtig, als auf einmal ein dicker blonder Typ neben mir sass. Der Typ war sehr nett, quetschte mich aber so ein, dass ich voellig verkeilt in meinem Sitz hing. Insgesamt war ich fast 24h unterwegs von Brisbane nach Sydney, und so schlug ich vor, im Sinne der tiefenvenenthromboseverhindernden Bewegungsfreiheit Plaetze zu tauschen. Ich sass daher den Rest der Fahrt am Gang und konnte meine Graeten wenigstens hier und da bewegen und ausstrecken. Der Geruch, der morgens im Bus hing, war echt unangenehm, und besonders der junge Herr neben mir stank so sehr, dass ich mich die letzten drei Stunden der Fahrt in den Gang gedreht habe. Ich glaube, das war der letzte Nachtbus - ein Abenteuer reicht mir.

Dienstag, 21. Februar:
Morgens kamen wir gegen 11:00 Uhr in Sydney an. Komischerweise waren wir alle gar nicht so muede, und so checkte ich fuer vier Naechte in der Jugendherberge im Zentrum ein. Ich war ganz froh, dass ich meine Vorbuchung fuer die tolle YHA im Hafen von Sydney unterwegs vergessen hatte. Die eher langweilige YHA im Zentrum liegt naemlich wirklich direkt neben der Touristeninfo, und die hat kostenloses Internet. Hurra! Mein Reisebudget ist auch nicht boese, wenn es mal geschont wird. Ich habe mir vor dem Einchecken in der YHA noch in den sanitaeren Einrichtungen der Touristeninfo erst mal die Zaehne geputzt und mich nett mit einer Oma unterhalten, die sich Kaffee ueber ihr T-shirt geschuettet hatte und nach ihren Ausspuel-Versuchen irgendwann zufrieden feststelle, dass sie jetzt "entkoffeiniert" sei.
Von der YHA aus dueste ich sofort los in die Stadt. Sydney eilt ja ein Ruf voraus - kosmopolitisch, aufregend und "sexy" sind Adjektive, die einem sofort zutreffend erscheinen, wenn man hierher kommt. Was mir hier aufgefallen ist, sind die Massen von Rauchern. Gab es in Brisbane in der Innenstadt eine Zone, in der man nicht rauchen darf (yes!), so wird man in Sydney wirklich konstant zugeraeuchert. Ich glaube, ich halte in Duesseldorf und hier in Sydney so oft und lange die Luft an, dass ich vermutlich morgen als Apnoe-Taucherin arbeiten koennte. Unglaublich.
Abgelenkt von der etwas beeintraechtigten Atemluft bin ich unbeirrt bis zur Harbour Bridge spaziert. Ich war von dem Anblick wirklich so ueberwaeltigt, wie ich es erwartet hatte. Die Harbour Bridge, die Oper, der Fluss und der botanische Garten ergeben ein Gesamtbild, das so imposant, so schoen, so majestaetisch und mit so viel positivem Selbstvertrauen daherkommt, dass ich einfach nur hingerissen war. Sydney ist wirklich wunderschoen.
Ich habe den Rest der Umgebung erkundet, den talentierten jungen Musikern in den Einkaufsstrassen zugehoert und dann war der Tag auch fast schon wieder rum.
Abends habe ich zum ersten Mal etwas gemacht, von dem ich nicht sicher bin, ob es gut ist. Man findet es ja aber oft nur raus, wenn man es einfach mal macht. Ich sah beim Abendessen einen jungen Mann neben mir Trauben zum Nachtisch essen. Ich fasste mir ein Herz und fragte ihn, ob ich ihm einen Rat geben duerfte. Motiviert und bejahend guckte er mich an und sagte, dass ich das gerne tun koennte. Ich erklaerte ihm, dass er immer das Obst zuerst essen sollte, und alles andere danach. Obst verdaut man so schnell, dass es immer zuerst in dem Bauch kommen sollte. Isst man Obst zum Nachtisch, wird es von dem (langsamer verdauten) Rest aufgehalten und faengt an zu gaeren. Das kann zu Bauchschmerzen fuehren, oder schlechter Verdauung, oder einfach allgemeinem Unwohlsein.
Naja, jedenfalls fand er das interessant. Aber ich hasse es trotzdem, Leuten reinzureden. Das aendert sich scheinbar nicht. Ich glaube, ich mache das weiterhin lieber nur, wenn ich gefragt werde.

Mittwoch, 22. Februar:
Heute wurde die Oma 88! In der australischen Zeitzone konnte ich das als Erste feiern, und das habe ich mir auch nicht nehmen lassen. Ich habe die Mango gefruehtstueckt, die Cappi mir vom Mangobaum aus Anne Garten noch geschenkt hatte (und die unfassbar gut schmeckte), und spaeter im Hyde Park drei weitere Mangos gegessen. Dann war ich im wunderschoenen Botanischen Garten und habe mir danach das Opernhaus angesehen. Dort habe ich dann einfach mal voll zugeschlagen und mir fuer denselben Abend eine Karte fuer ein Konzert gekauft. Ich bin nicht so oft in Sydney, also wenn schon, denn schon! Ausserdem wollte ich Omas Geburtstag von hier aus mitfeiern - ganz uneigennuetzig. Ich habe aus Respekt vor der Tierwelt in Brisbane schon extra schweren Herzens darauf verzichtet, mir eingesperrte Tiere anzugucken und sie anzugrapschen (obwohl ich gerne einen Koala auf dem Arm gehabt haette). Dann will ich wenigstens eingesperrte Menschen sehen, die sich schoen anziehen und Musik fuer mich spielen muessen.
Zurueck zur YHA bin ich wieder durch den Botanischen Garten (der ist echt gross).
Ich war ziemlich muede und habe mich daher hingelegt. Nur mal kurz Augen zumachen. Schockiert war ich, als ich dann nach mehreren Stunden und 48 Minuten vor dem ersten Violinstrich aufgewacht bin und noch keine Ahnung hatte, wie ich eigentlich wieder zur Oper komme. Zu Fuss ging es jedenfalls nicht mehr. Ich hatte eigentlich geplant, noch etwas zu essen, die Oma anzurufen und dann zur Oper zu laufen, aber das musste ich spontan verwerfen. Ungefaehr so sahen dann meine naechsten Minuten aus:

48 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Aufwachen und geschockt feststellen, dass es 19:12 Uhr ist. Ins Bad rasen, zurueck ins Zimmer, Rucksack greifen, ein mal kontrollieren, ob ich alles dabei habe, und Sprint zum Aufzug.

40 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Hechelnd an der Rezeption ankommen, zum Glueck die einzige sein, die was will, und die junge Dame fragen, wie ich am schnellsten zur Oper komme. Dame: Besser kein Taxi, sondern den Zug. Ich: Hilfe ... welchen Zug? Erklaerung abwarten, merken und losrennen zum Hbf.

33 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Atemlos am Schalter ankommen, Mann ueber meine Plaene informieren, Ticket "fuer Hin und Rueck" fuer 4,60 Dollar kaufen (da kann man nichts sagen), wie der Blitz zum Gleis rennen und dabei feststellen, dass es von allen Gleisen natuerlich am weitesten entfernt ist.

29 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Am Gleis ankommen und feststellen, dass der naechste Zug in 3min kommt. Erste hoffnungsvolle Visualisierungen, wie ich ausser Atem, aber rechtzeitig in der Oper von Sydney sitze (ihr werdet sehen: Es sollte tatsaechlich klappen!).

26 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Zug faehrt los. Ich esse 6 Medjooldatteln, um fuer den Rest des Abends und vor allem den anstehenden Sprint durch den Hafen genug Zucker zur Verfuegung zu haben. Glaubt mir, genug Wasser, Zucker, Schlaf, und man haelt alles durch. Alles.
Zwischendurch die junge Frau gegenueber nach dem genauen Weg zur Oper fragen und bei ihrer Aussage, dass es bestimmt 10 Minuten sind, eher geknickt gucken.
Schnell noch visualisieren, dass es trotzdem klappt.

13 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Zug kommt an, Lissa nimmt Rucksack in die Hand und rennt los. Vergesst Lola rennt. Lissa rennt, und das in Sydney!

11 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Feststellen, dass die Treppenstufen an der Oper die perfekte Laenge und Hoehe fuer meine Beine haben. Ich wusste gar nicht, dass ich in dem Tempo Treppen hochrasen kann. Ich bezahl keine Opernkarte in Sydney und komm dann zu spaet!

10 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Den richtigen Saal finden und noch schnell zur Toilette (aber ganz schnell).

7 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Zum Saal joggen. Vom netten Platzanweiser gesagt bekommen, dass ich mit Rucksack nicht reinkomme. Ich sage nur "Aaaaaeeeeehhmm", da mein Gehirn mit einer weiteren Planaenderung ueberfordert ist. Und renne wieder zur Garderobe.

5 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Rucksack von Wertsachen befreien, Wertsachen handlich zusammenpacken in Bauchtasche (die, alleine getragen, fast wie ein langes Portemonnaie aussieht und damit fast als damenhaft chic gelten kann. Naja, fuer Backpacker eben).

3 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Zweiter Versuch, in den Saal zu kommen. Klappt.

2 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Platz 39E gefunden.

1 Minuten vor dem ersten Violinstrich: Hingesetzt.


Na, ging doch! ;-)

Erfahrene Konzertgaenger verzeihen mir bitte den inhaltichen Fehler, dass die Geiger sich natuerlich schon vorher einspielen, und der erste Violinstrich nicht erst um 20:00 Uhr getan wurde. Das musste im Sinne der Dramaturgie jetzt einfach anders darsgestellt werden.
Ich bin dann irgendwann zu einer normalen Atmung zurueckgekehrt. Dann kam auch schon die Ansage, dass wir bitte unsere Handys ausschalten sollen. Um mich herum senkten sich hunderte silberner Haeupter. Die silberne Generation ist hier in Sydney also in Sachen Technik vollkommen up to date.
Und dann ging es los: Thus Spake Zarathustra - Also Sprach Zarathustra (Beethoven: Overtuere Coriolan, Brahms: Violinkonzert, Strauss: Also Sprach Zarathustra). Nach einer Weile kam Stargeigerin Lisa Batiashvili in einem langen purpurnen Kleid auf die Buehne. Ich klatsche besonders doll, um zu vertuschen, dass ich keine Ahnung habe, wer sie ist. Der Dirigent war Vladimir Ashkenazy, wenn das jemandem was sagt.
Die Geigerin geigte wie von Sinnen und gab wirklich alles, um uns schoene Melodien bieten zu koennen.  
Der Dirigent trat offenbar in eine andere Welt ein, in der er fast durchgehend eine wilde Mischung aus Thai Boxen, Kraulschwimmen und Breakdance performte - oder auch einfach nur dirigierte. Ich tippe auf Letzteres, aber es haette wirklich beides sein koennen.
In der Pause stellten der junge Herr neben mir und ich fest, dass wir beide uns ungefaehr gleich doll zur Oper beeilen mussten. Mathias ist Architekt, war gerade 7 Jahre in London, reist jetzt um die Welt und ist ab dann in Hamburg. Wir tranken Sekt (Mathias) und Wasser (ich) auf dem Balkon und starrten fasziniert auf die Harbour Bridge. Oh, wie schoen ist Sydney. Das Klingelzeichen schickte uns wieder zurueck, und es folgte als letztes Stueck des heutigen Abends, das eigentliche "Also Sprach Zarathustra". Beschaemt stellten Mathias und ich spaeter fest, dass wir das Stueck vor allem aus der Warsteiner Bierwerbung kennen. Wir Kulturbanausen.
Wir machten vor der Oper noch ein paar Fotos von der unglaublich schoenen Umgebung, und gingen dann in Richtung Zughaltestelle und fuhren in die Innenstadt. Mathias riet mir, auf dem Rueckweg nach Deutschland noch die thailaendischen Inseln Koh Samui und Koh Tao mitzunehmen, weil man dort toll schnorcheln koenne. Werde ich machen! Das wollte ich so gerne, habe es dann hier aber nicht gemacht, da es teuer ist. Und in Thailand bestimmt noch schoener. Das Meer vor Koh Tao gilt als der schoenste Tauchgrund der Welt, und ist gleichzeitig der guengstigste.
Wieder zurueck in der YHA konnte ich dann endlich die Oma anrufen - bei mir war es Mitternacht, aber bei euch erst 14:00 Uhr. Da hatte ich ja so gerade noch mal Glueck gehabt. Mit der Oma habe ich so richtig schoen gequatscht, habe von der Oper erzaehlt, mir die Neuigkeiten von zu Hause angehoert, und mir die Frage gefallen lassen duerfen, warum ich so spaet noch unterwegs sei und ob ich Alkohol getrunken habe (gerade ich bin genau die Richtige fuer so eine Frage! Also ehrlich). ;-)
In den fruehen Morgenstunden fiel ich dann erschoepft, aber gluecklich in mein Bett.

Donnerstag, 23. Februar:
Heute habe ich einen ganz ruhigen Tag verbracht. Ich habe noch mal Mangos gegessen und festgestellt, dass ich gar nicht so wild darauf bin, wie ich immer gedacht hatte. Schoen, oder? Feststellen, dass einem zu Hause gar nichts fehlt? Ich hatte immer gedacht, dass Mangos das Paradies sein muessen, und hier esse ich sie eher selten. Schon lustig.
Ich habe dann ueber Mittag noch mal geschlafen.
Dann habe ich gute 3h am PC verbracht und den Eintrag zu Brisbane geschrieben. Ich liebe bloggen. Besonders fuer euch!
Mein Abendessen habe ich mit Martin aus der Schweiz verbracht. Ein ganz netter Herr im Alter meines Vaters, der frueher mal in Wuppertal gearbeitet hat (wo ich geboren bin). Es war ein richtig nettes Gespraech. Manche Menschen sind einfach von Herzen gut, und es ist einfach schoen, Zeit mit ihnen zu verbringen.
Ich wollte Postkarten fuer euch kaufen und schreiben, aber war zu muede. Ich war ganz frueh im Bett, gegen 19:00 Uhr (wie sonst auch immer, Oma!). Meine Fruchtfreunde und ich schlafen extra viel und ruhen uns viel aus, denn in den Tropen (wo der Mensch herkommt) wird es um 18:00 Uhr dunkel und um 6:00 Uhr wieder hell. Dazwischen schlafen alle. Wenn man das zu Hause nachmacht, ist man tagsueber ungefaehr 300x mal so wach wie sonst. Wie ich immer wieder feststelle, wenn ich mal spaeter als 22:00 Uhr ins Bett gehe. Ich arbeite an mir!
Ich habe mich fuer den naechsten Morgen mit Benjamin und Ulla per SMS fuer ein Telefonat verabredet. Noch ein Grund, frueh zu schlafen.

Freitag, 24. Februar:
5:45 Uhr aufgestanden, um um 6:00 Uhr (20:00 Uhr bei euch) bzw. 7:00 Uhr (21:00 Uhr bei euch) Mutter bzw. Mann anzurufen. Bis alles klappte, war es dann schon weitaus spaeter, und zu wirklich allem Ueberfluss konnte meine Mutter mich nicht hoeren, ich sie aber. Nach einigen SMS hat sie dann unfassbar tapfer fast eine Stunde am Telefon alleine geredet, damit wir die Zeit trotzdem nutzen konnten. Ich habe eine Stunde selig zugehoert. Irgendwann war dann unerwartet die Kundenhotline in der Leitung (Australier, besorgt euch mal deutsche Ingenieure, das ist echt nicht gut!), die nonchalant erklaerte, dass die Leitungen manchmal solche Macken haetten. In 20min waere aber wieder alles ok. Ich habe dann schnell gefruehstueckt und noch mal angerufen (erst Benni, dann Ulla). Irgendwann habe ich Ulla nicht mehr gehoert, und dann habe ich tapfer alleine erzaehlt, ohne jemanden zu hoeren (was echt komisch ist, wenn man es mal macht). Voellig fertig von diesen technischen Strapazen habe ich dann direkt meine Tourplanung in die Hand genommen und bin in die George Street, um eure Geschenke zu kaufen. Ich habe fuer jeden etwas gefunden, was typisch fuer die Region ist, aber was ihr auch gebrauchen koennt (keine Sorge, keine Taschentuecher). Ich freue mich schon auf eure Gesichter, besonders bei Paco, Ulla und Trixi. :-)
Nachmittags und abends habe ich mir Chinatown und den Darling Harbour angeschaut. Auf die Gefahr hin, euch zu langweilen: Der Darling Harbour ist wirklich wunderschoen, hat ein pulsierendes Nachtleben und sieht abends einfach toll aus. Die Kamera habe ich direkt draussen gelassen (was sich in Sydney ohnehin lohnt).

Samstag, 25. Februar:
An diesem Tag habe ich aus der Central YHA (Jugendherberge im Zentrum) ausgecheckt und bin in der Touristeninformation online gegangen. Ich habe unter anderem Nathan angemailt, den australischen Regierungsmitarbeiter, um unser Treffen in Canberra zu besprechen (was sehr lustig werden sollte, wie ihr im Bericht zu Canberra lesen werdet).
Weiter ging es zur Harbour YHA, die in der Naehe des Hafens und damit in der Naehe der Harbour Bridge und des Opernhauses liegt. Die YHA ist mit Abstand die beste Unterbringung, die ich in Form von Hostels hatte. Ich habe mich eher wie in einem normalen bis guten Hotel gefuehlt, in dem ich einfach den Schlafraum mit anderen Leuten teile. Wir hatten jeder einen grossen Locker zum Einschliessen unserer Sachen, und innerhalb des Lockers war noch mal eine Steckdose zum Aufladen von allem, was man ungern aus den Augen laesst (wie Kamera oder Handy). Sogar das Toilettenpapier war nach der Reinigung immer zu einem kleinen Dreieck gefaltet - mehr kann man von einer Jugendherberge wirklich nicht erwarten.
Ich bin gegen Nachmittag mit der Faehre zum Manly Beach gefahren. Der Stadtteil Manly ist huebsch, etwas alternativ gepraegt und hat seinen eigenen Strand. So richtig warm war es nicht, aber ich war trotzdem mal kurz im Wasser - eher, um es einfach gemacht zu haben, aber das war ok. Unfassbarerweise habe ich es jetzt nach fast zwei Monaten auf der Faehre geschafft, meine erste Postkarte zu schreiben (bitte einen stillen Applaus). Die erste Karte ging an meine geliebte Schwester Trixi. Ich habe die Karte allerdings erst in Canberra eingeworfen, und sie hat auf dem Weg ein paar Macken abgekommen. Trixi, ich hoffe, dass sie gut und sicher in deinen neuen Wohnung ankommt. Die Post ist am Aussehen der Karte nicht Schuld, das war ich. ;-) Ich hoffe, sie ist dadurch ein noch authentischeres Reisedokument. ;-)
Abends war ich dann wieder schoen frueh im Bett.


Sonntag, 26. Februar:
Der heutige Tag war ein wenig von Fehlplanung gepraegt, wie es auf solchen Reisen zwischendurch einfach mal passiert. Geplant war eigentlich der Bondi Beach, der bekannteste Strand in Sydney (und auch der schoenste, so hoert man).
Ich hatte in der Harbour YHA aufgrund von fast ausgebuchten Raeumen nur die Option nehmen koennen, nach der ersten Nacht den Raum zu wechseln. So zog ich heute morgen aus, liess den grossen Rucksack an der Rezeption und bin zur Harbour Bridge gegangen. Aus preislichen Gruenden, und weil ich schon den "Bed Climb" in Brisbane gemacht hatte, habe ich mich gegen den Bridge Climb in Sydney entschieden. Trotzdem wollte ich die Harbour Bridge (Foto ganz oben) natuerlich einmal entlang laufen, was ich heute Vormittag ausgiebig getan habe. Von der Bruecke aus kann man die Oper toll fotografieren, und ich habe mich da nicht lumpen lassen.
Danach bin ich noch spontan ueber einen Markt in der Naehe der YHA gelaufen und habe 10 weitere Postkarten gekauft (nachdem ich mal grob ueberschlagen hatte, wem ich alles eine zugesagt hatte, hehe).
Ich habe in der YHA zu Mittag gegessen und mir dabei Zeit gelassen, damit ich ab 14:00 Uhr mein neues Zimmer beziehen konnte.
Bis ich dann mal zum Bondi Beach loskam, war es schon nach 15:00 Uhr, und bis ich dann das Kombiticket hatte, mit dem man mit der Tram und dann dem Bus in Richtung Bondi fahren kann, bis ich dann mal im Bus festgestellt hatte, dass ich in die falsche Richtung fahre, und bis dann mal der Bus wieder in die Gegenrichtung (also Bondi) kam, ja, bis dahin verging ein klein wenig Zeit. Im Nachhinein schmunzel ich drueber, aber ich war zu der Zeit langsam etwas genervt, dass ich mich hier nicht besser organisiert hatte. Wie auch immer, der Bondi Beach ist toll, ich habe einen netten und sportlichen Englaender kennengelernt, der mich auf die Mangos ansprach, die ich dort gegessen habe, und ich bin den Strand ein mal rauf und runter gelaufen. Dabei bin ich weder von Frisbees oder Baellen erschlagen worden und habe es zu allem Ueberfluss auch noch geschafft, ein paar schoene Muscheln zu sammeln. Hach ja. Ein richtig schoener Strandabend!

 


Montag, 27. Februar:
Heute ging es ganz frueh los in die Blue Mountains. Diese haben ihren Namen von einem blauen Schimmer, der durch ein Oel verursacht wird, was sie Baeume ausstossen - ich hoffe, ich erzaehle hier keinen Quatsch und habe mir das richtig gemerkt.


Am Bahnhof kam ich in die typische Situation, die man auf Reisen so oft hat: Der Tourguide hatte gesagt, ich soll den Zug um 9:09 Uhr nehmen. Manchmal gaebe es Schienenersatzverkehr, und dann sollte ich trotzdem einsteigen und die Gruppe wuerde auch mich warten. So weit, so gut. Am Vorabend hatte ich am Bahnhof schon gesehen, dass Schienenersatzverkehr angekuendigt war (nur nicht fuer Montag Morgen, wie ich spaeter erfahren sollte). Ich war deutlich frueher am Bahnhof, um fuer alles gewappnet zu sein (obwohl ich echt muede war beim Aufstehen, aber was tut man nicht alles). Manchmal fahren die Busse ja dann doch frueher - wer weiss.
Am Bahnhof sagte mir der Schalterbeamte, dass es so etwas wie Schienenersatzverkehr hier nicht gaebe (aha) und dass ich den Zug um 8:24 Uhr nehmen solle. Das war so ungefaehr um 8:19 Uhr. Ich habe dann eher erfolglos versucht, die Zeiten mit ihm zu klaeren, bis er todernst sagte: "Madam, wenn Sie noch eine weitere Sekunde hier mit mir sprechen, dann sind Sie nie um 10:35 Uhr in Faulconbridge!".
Befluegelt von diesen dramatischen Worten kaufte ich mir ein Ticket, stieg in den Zug, und war um 9:35 Uhr da (und damit eine Stunde zu frueh). Ich lobpries innerlich die deutsche Gruendlichkeit und war mir ganz sicher, dass mir das zu Hause nicht passiert waere.
Die Stunde, die ich an dem Mini-Bahnhof von Faulconbridge verbrachte, ging dann aber zum Glueck ganz gut rum. Ich sah irgendwann eine junge Frau, die ebenfalls suchend durch die Gegend blickte, und sprach sie an. Tatsaechlich sollte sie an diesem Tag die andere Person sein, die an der Tour teilnahm. Hurra, wieder nur zu zweit! Alison kommt aus Neuseeland, lebt aber seit mehreren Jahren in Sydney. Wir haben uns richtig gut verstanden, und ich war froh, jemanden wie sie dabei zu haben.
Irgendwann kam dann Evan, unser Tourguide. Ich hatte mir einen Aborigine irgendwie anders vorgestellt - irgendwie hatte ich eher Bilder von alten Maennern mit knorrigen Nasen, starrem Blick und Gegenstaenden in der Nasenscheidewand im Kopf. Stadtdessen kam Evan so um die Ecke (moegen wir nicht alle Menschen in pinken Sachen? Ich jedenfalls!). :-)

 

Evan gab uns eine kurze Einweisung, checkte, ob wir genug Wasser dabei hatten und richtig ausgeruestet waren, und los ging es. Wie er uns spaeter erzaehlte, gibt es laut Wissenschaft keinen vollbluetigen Aborigine mehr - die Gene sind mittlerweile zu sehr mit denen der Europaer gekreuzt, wie man sieht. Trotzdem ist er in den Blue Mountains geboren und aufgewachsen und leitet seit vier Jahren die Tagestouren von Faulconbridge nach Springwood (wo er wohnt und wo wir spaeter noch versacken sollten). 
Er sagte, dass es ganz an uns laege, was wir aus diesem Tag machten. Unser Trip haette das Potenzial, unser Leben komplett zu veraendern, wenn wir alles gaeben. Oh ha, dachte ich mir, und sah mich schon aussteigen, wenn es an das Essen von selbstgejagten Kaefern gehen sollte. Sowas sollte aber ueberhaupt nicht kommen. Ich nahm mir vor, alles mitzumachen, solange es mit meinen Grundsaetzen vereinbar sei (und das hat auch geklappt).
Als Alison und ich im Wald der erste Mal mussten, zeigte Evan nach rechts und meinte "Die Damentoilette ist direkt hier". Ok, ich fand's lustig. Den Rest des Tages waren wir in aehnlicher Form auf Klo. 
Der Trip startete mit einem Reinigungsritual. So richtig konnten wir es nicht machen, denn dafuer hatten wir ein Feuer gebraucht und Evan haette einen Eukalytusbaum hochklettern und ein paar Blaetter ins Feuer werfen muessen, damit der Dampf uns reinigt. Wir waren jedoch angehalten, uns das intenstiv vorzustellen, um so von "boesen Geistern" bzw. Negativitaet gereinigt zu werden. Der Rest des Tages sollte aehnlich verlaufen - die Herausforderungen bestanden nicht darin, Kaefer zu essen oder die eigenen Koerperteile zu perforieren, sondern vielmehr in Annehmen und "Einfach Machen" solcher leicht ungewohnter Aufgaben, bei denen das Eigentliche innerlich passiert.
Danach sollten wir zum Takt von zwei Stoeckchen tanzen. Das sollte unsere Energien entfachen. Keine Ahnung, auf einmal steht man vormittags in einem fremden Wald mit zwei Leuten, die man eben erst getroffen hat, und soll einfach voll abdancen zum Klang zweier Stoecke. Klingt einfach, klingt lustig, aber kurz vorher war es dann doch irgendwie komisch. Ich hab mich trotzdem voll reingehaengt und war gegen Ende des Tanzes der Ansicht, tatsaechlich irgendwie energiegeladener zu sein. Evan hielt uns an, diese Energie fuer den Rest des Trips bei uns zu behalten.
Dann wies er uns in einige der verschiedenen Initiationsriten der Aborigines ein. Ich hoffe, ich gebe das alles einigermassen richtig wieder - es waren schon viele Informationen. Der erste sollte darin bestehen, dass wir richtig zu gehen lernen (und ich dachte schon, dass passiert nie). Evan zeigte uns, wie man seine Knieknorpel bis an sein Lebensende erhalten kann (wie die Aborigines), indem er ein paar Schritte ging. Beim Nachmachen stellte ich mir vor, in einem ganz leisen Raum mit hunderten kleiner Hundewelpen zu sein und Schuhe aus Watte zu tragen. Man tritt ganz vorsichtig mit dem Mittelfuss auf und erspuert den Boden mit dem Fuss. Als Barfusslaueferin kenne ich das, und von daher hatte ich das Gefuehl, dass ich es relativ schnell verstanden habe. Kein Scherz, seit diesem Vormittag in den Blue Mountains gehe ich so. Ich glaube, ich werde das fuer immer machen. Ich mache schon genug komische Sachen, da kommt es darauf auch nicht mehr an.
Weitere Riten bestanden darin, dass wir die Pflanzen und Steine im Vorbeigehen beruehren sollten, und uns dabei die Energie der Pflanzen in unserem Koerper vorstellen sollten. Die restlichen habe ich vergessen.
Es gibt ausserdem noch Riten nur fuer die Frau (1. Menstruation, 2. Schwangerschaft, 3. Geburt des Kindes, 4. Menopause, 5. Tod, wobei letzterer am hoechsten gewichtet wird). Damit die Herren auch was bestehen koennen, haben sie unter anderem Riten wie Hungerkuren, Isolation und das Ziehen der Eckzaehne zugeteilt bekommen (ohne Betaeubung, weil der Schmerz teils des Rituals ist). Die alten Haudegen, was?
Evan befragte mich in den Esspausen zu all den Datteln, die ich dabei hatte. Ich ueberlegte eine Sekunde, ob ich mir eine Geschichte ausdenken sollte ueber gute Geister, die darin wohnen (ich bin aber auch ein Scherzkeks), habe es dann aber natuerlich gelassen und ihm gesagt, dass ich morgens im Zug schon 15 davon gegessen haette und pro Pause noch mal 8 Stueck nachschieben wuerde. Dadurch wuerde mir heute nie die Energie (= der Treibstoff) ausgehen. Evan guckte interessiert und befand Datteln fuer ein gutes Tour-Essen. Ich wiess noch auf das kleine Packmass hin - Datteln sind ein kleines Paket, koennen ruhig matschen, und werden nicht schlecht. Und sie sind immer reif, egal, wann man sie kauft, und man kann sie gut lagern. Die guten Datteln!


Ausserdem ueberbrachte ich ihm noch den herzlichen Gruss meiner Mutter, die mir getextet hatte, dass ich genau das tun sollte. Er freute sich echt wie wahnsinnig und fragte, ob meine Mutter sich fuer Aborigines interessieren wuerde. Ich sagte, dass mir das nicht bekannt sein, aber das meine Mutter alle Voelker dieser Erde feierlich willkommen heissen wuerde. Er fand das gut und wurde ein begeistertes Grinsen nicht los.
Den Rest des Tages sind wir einfach durch die Blue Mountains gekrachselt. Dabei haben wir an vielen Plaetzen (die man auf Deutsch wohl als Kraftorte der Aborigines bezeichnen koennte) gesessen und Evan hat uns die traditionellen Geschichten der Aborigines erzaehlt. Mir waren die teils echt zu verworren - bei all den Schlangen, die in imaginaeren Kreisen irgendwelche Sachen gemacht haben und wer wen womit gerufen hat - mich hat's meistens irgendwann abgehaengt.
Besonders gefallen hat mir die Waldschaukel - eine Art Liane, auf der man sitzen kann und auf der Evan einen hin und her schwingt. Ich habe mich schon lange nicht mehr so hibbelig-gut gefuehlt. Ich kam mir vor wie eine 5-jaehrige, als ich auf dieser Liane durch die unendliche Weite und Stille der Blue Mountains schwang. Einfach lustig, super, und allein dafuer war es den Trip schon wert.
Wir haben verschiedene Tiere gesehen, leuchtende Pilze (fuer die es nicht ganz dunkel genug war), und haben Blaetter gegessen, die wirklich nach Lakritzkaugummi schmeckten. Wir haben an einem Wasserfall zu Mittag gegessen und spaeter dort Steine mit traditionellen Symbolen aus traditionellen Farben bemalt (ich zumindest, Alison wollte lieber ihre Fuesse im Wasser kuehlen), in einer Hoehle gesnackt, und meditationsartige Uebungen an einem der Kraftorte gemacht.
Das Ende sollte eine 15-minuetige "Cardio-einheit" werden, wie Evan es nannte. Dieser sehr schnelle Marsch durch die Berge sollte unser Herz-Kreislauf-System trainieren und uns zeigen, wer wir wirklich sind, und was wir koennen. Alison ist sehr schlank und Marathonlaueferin, und Evan ist riesig und drahtig und macht die Tour 4x die Woche. Eine geile Ausgangssituation fuer mich. Da ich aber noch voll von all der guten Energie aus Pflanzen und Steinen war (die ich wirklich immer beruehrt habe! Und ich habe mir echt die Energie in meinem Koerper vorgestellt - wenn, dann muss man auch richtig mitmachen), und da ich vor allem als einzige richtig gegessen hatte (sorry, Jungs und Maedels, aber die Ergebnisse sprechen fuer sich), fuerchtete ich nichts und niemanden. Ich stelle mir bei solchen Sachen oft vor, ich waere ein wildes Tier an den Fersen seiner Beute. Lacht ruhig - mir hilft das, und im Zweifelsfall bin ich dadurch wirklich einen Ticken schneller. Ich guckte Evan sehr ernst an, und schwor mir, ihm sowas von im Nacken zu haengen, dass es ihm fast unangenehm wuerde. Ich denke mir bei sowas einfach ganz arrogant, dass der Rest auch erst mal schneller sein muss als ich - erst, wenn das Rennen vorbei ist, weiss man, wer schneller war.
Ich muss sagen, dass mir vor diesem Urlaub nicht bewusst war, dass ich so viel Wettkampfgeist und Ehrgeiz habe. Ich haette vorher immer gesagt, dass es mir im buddhistischen Sinne relativ egal ist, weil ich weiss, was ich kann. Aber hier merke ich, dass ich einfach eine diebische Freude entwickeln kann, wenn mich jemand unterschaetzt hat, und wenn ich mich so richtig ausgetoben kann.
Gesagt, getan - Evan rannte einfach los. Er huepfte ueber ein paar Steine im Wasser, von denen ich nicht wusste, ob sie glitschig waren oder nicht. Ich vertraute darauf, dass er uns nicht auf glitschigen Steinen laufen und ausrutschen lassen wuerde, und rannte hinter ihm her. Um es kurz zu machen: Ich habe nie mehr als zwei Meter Abstand zwischen uns kommen lassen, und habe ihn voller Spass wirklich verfolgt, wie ich nur konnte. Ich war manchmal so nah, dass er hier und da nervoes geworden sein muss, denn er ist ein paar Mal weggerutscht, was ihm sonst kein Mal passiert ist, und er kennt die Strecke ja sehr gut. Ich hing an ihm dran wie ein Magnet, denn ich wollte ihm einfach zeigen, was man kann, wenn man richtig isst. Und klar, ich wollte mich selbst erfahren und so weiter, aber das habe ich schon vor langer Zeit getan in zahllosen steilen Bergtouren mit dem Fahrrad mit meinem Vater getan, und in unendlichen Joggingrunden alleine, und an so manchem Turngeraet und Sprungbrett. Ich weiss, dass ich mich im Zweifelsfall traue, und dass ich keine Angst vor der Erschoepfung oder den Schmerzen habe, die im Uebrigen auch nie so schlimm sind, wie man vorher denkt. Ich weiss, wie sich bleierne Muedigkeit anfuehlt, und ich weiss mittlerweile auch, wie ich essen muss, damit ich super durchhalte. Mein ewiger Dank dafuer geht an meine Fruchtfreunde Freelee (die aus Bangkok) und ihren Freund Harley.
Evan hielt irgendwann an, weil wir Alison schon eine ganze Weile verloren hatten. Er drehte sich zu mir um, grinste anerkennend und lobte mich insbruenstig. Ich konnte es nicht lassen und sagte "Yeah, good pace yourself!" ("Du hast auch ein gutes Tempo!"), was natuerlich ziemlich mit einem Augenzwinkern war, denn natuerlich kann er mit seiner Fitness und Statur ein ganz anderes Tempo vorlegen, wenn er will.
Er hat uns auch hinterher gesagt, dass er es bergauf nicht ganz so schnell hat angehen lassen wie schon in anderen Touren, und ich habe ihn ausgeschimpft, weil ich noch so viel Luft noch oben gehabt haette. Er stellte fest, dass ich sehr gesund und fit sein muesse, denn sonst haette ich diesen Berglauf nicht so durchhalten koennen. Er meinte, dass er bisher bei kaum einer Frau dieses Tempo und diese Feinkoordiniation und Kraft gegen Ende der Tour gesehen haette, auch, wenn er gehoert haette, dass ich schwerer atmen musste. Die meisten waeren einfach vorher schon platt.
Ich ersparte mir den Sermon ueber die segensreiche Wirkung der Datteln, denen ich die nie endende Energie, Kraft und Ausdauer zu verdanken hatte. Ich dankte einfach innerlich der Dattelnpalme.
Wer auch immer das hier liest, wenn ihr es eines Tages selbst ausprobieren moechtet (die Datteln und das restliche Obst), wendet euch gerne vertrauensvoll an mich. Ich teile die Infos immer gerne, und ich habe mittlerweile eine ganze Menge Erfahrung damit. Und ich bin so unglaublich dankbar, dass meine Fruchtfreunde mich darauf hingewiesen haben. Sowas gibt man immer gerne weiter. Wie Harley sagt: Die meisten Leute sagen dir, was du hoeren willst. Echt Freunde sagen wir, was du hoeren musst. In diesem Sinne! Ein Hoch auf die wahren Freunde im Leben.
Der Tag endete mit einem Marsch wieder aus den Waeldern hinaus, und wir gingen in einen australischen Pub fuer ein Getraenk. Alison und Evan tranken beide Bier und ich Ananassaftschorle. Evan konnte sich gar nicht einkriegen, dass ich immer noch nicht muede sei, waehrend Alison mittlerweile etwas wortkarg im Sessel hing. Ich nahm mir vor, einfach abzuwarten, bis es Klick macht, und nicht darauf hinzuweisen, dass Fruchtsaft .... naja, ihr wisst schon. Egal. "Die Erkenntnis kommt von Innen" hat Sokrates (meine ich jedenfalls) gesagt. Man kann niemandem helfen, sondern irgendwie nur danebenstehen und es immer wieder vormachen. Zugegebenermassen hat es bei mir selbst auch echt lange gedauert, bis ich einfach mal die Ratschlaege meiner Fruchtfreunde umgesetzt habe. Es dauert eben so lange, wie es dauert.
Alison nahm dann bald ihren Zug, und Evan und ich haben noch mal dasselbe bestellt. Ich wollte dann eigentlich auch nach Hause (sprich: zurueck nach Sydney). Evan schlug vor, dass wir noch etwas essen gehen. Ich entgegnete, dass wir das gerne noch tun koennten, solange ich etwas faende, und fragte nach Reis. Er schlug eine Pizzeria mit optionalen glutenfreien Pizzaboeden vor. Abgemacht.
So fuhren wir noch zu Domino's, bestellten glutenfreie Pizza (meine nur mit Tomatenschmier und Gemuese, seine "mit alles", aber glutenfrei - das hat es ihm total angetan). Evan fragte, ob wir die Pizza bei ihm zu Hause essen wollten, denn dann koennte er mir direkt das Baumhaus zeigen, in dem er wohnt. Jetzt bin ich ja auch keine 17 mehr und habe wenigstens einen Teil meiner Naivitaet schon ablegen koennen, und war mir einen Moment nicht so ganz sicher, ob ich das gut finden soll oder nicht, aber da der Tag echt super war und wir uns bisher auch sehr gut verstanden hatten, sagte ich Ja.
Das Baumhaus muss man sich nicht wirklich als solches vorstellen, auch, wenn er es so nennt. Es ist ein total schoenes Haeuschen auf zwei Etagen - die obere fuer ihn, die untere fuer Gaeste. Ich glaube, ich habe mich selten irgendwo so wohlgefuehlt. Er hat die Raueme so gestaltet, dass man sich sofort wie in einer ganz sicheren Hoehle fuehlt. Echt toll. Ueberall sind geheime Zimmer, und Vorhaenge, und Sachen zu entdecken. Ich brachte meine Begeisterung zum Ausdruck und musste mir daraufhin jedes Bild und jeden Schmuck an der Wand angucken. Irgendwann hatten wir alles in der gebotenen Tiefe eroertert, und dann kam auch schon die Pizza und wir liessen uns auf die Couch fallen und haben losgemampft. Er war total begeistert von dem glutenfreien Boden (ich esse glutenfrei echt nur fuer den Effekt, dass ich dadurch kein Allergiesymptom habe, der Geschmack ist eigentlich ziemlich aehnlich oder schlechter). Evan verkuendete, dass seine Katzenhaarallergie dadurch vielleicht auch verschwinde. Ha. Da war es vielleicht auch fuer ihn ein lebensveraendernder Tag, wer weiss. ;-)
Die Pizza war echt gut, und dann haben wir noch Musik gehoert und sind dann auch relativ bald wieder zum Bahnhof gefahren. Bis Sydney und dann zur YHA war es ja doch noch ein Stueckchen, und ich war erst nach Mitternacht zu Hause. Aber der Tag war es absolut wert. Man kann uns wirklich nicht vorwerfen, dass wir nicht kopfueber die Kultur des anderen erkundet haetten - vom traditionallen Walkabout der Aborigines bis zur europaeischen glutenfreien (= sehr britisch) Pizza (= sehr italienisch) im Baumhaus (= sehr australisch). Evan sagte, ich haette den Walkabout "with flying colours" bestanden, was zu Deutsch ungefaehr "mit Bravour bestehen" heisst. Ich war sehr stolz. Ich lobte ihn begeistert fuer den glutenfreien Pizzaboden und seine geistige Offenheit fuer das Thema.
Ob dieser Tag jetzt wirklich mein Leben veraendert hat, kann ich vermutlich erst in ein paar Jahren sagen. Mitgenommen habe ich auf jeden Fall sehr viel, und alles gegeben auch. Und ich weiss, dass ich sofort zurueck fahren wuerde. Und vielleicht sogar werde - mal sehen, ein paar Tage Puffer habe ich noch, und Evan hat mir angeboten, mir noch mehr von den Blue Mountains zu zeigen, wenn ich moechte. Mal sehen.
Fazit: Der Trip ist als der beste Trip ueberhaupt in Australien bewertet. Ich finde: Voellig zu Recht.

Ich danke euch wieder fuer's Lesen! Mittlerweile bin ich schon in Melbourne, und der Bericht zu Canberra kommt heute noch oder morgen.

Ganz liebe Gruesse nach Hause! 















































































































3 Kommentare:

  1. Hach...danke fürs Schreiben!
    Du schreibst so fesselnd, das man jede Zeile gespannt ist, wie es weitergeht!

    Und JAAAAAA, ein Lob auf die Dattelpalme!

    Lieben Gruß
    Kris

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  2. Lissa wie geht es in Melbourne? Gestern war ja dort das MOOMBA FESTIVAL!

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  3. Hallo Walter,

    Mensch, haette ich das mal gewusst! Melbourne war wirklich ganz toll, aber ich haette durch das Festival fast kein Zimmer mehr bekommen. Der Bericht zu Melbourne ist jetzt auch online!

    Liebe Gruesse
    Lissa

    Kris,

    ganz lieben Dank! Das freut mich immer so sehr, wenn es sich fuer euch zu Hause gut liest. Genau, die Dattelpalme, Quell der Nahrung. ;-)

    Liebe Gruesse
    Lissa

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